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U wie Ungewollt Schwanger

Sich der Realität stellen

Kondom gerissen, Diaphragma verrutscht oder die Pille vergessen: Bei der Schwangerschaftsverhütung sind viele Fehler möglich. Auch hält sich manche Frau in den Wechseljahren für unfruchtbar und ist es noch gar nicht. Andere glauben, dass eine stillende Frau nicht schwanger werden kann. Und junge Mädchen vergessen oft: Auch beim „ersten Mal“ kann es passieren.

Eine ungewollte Schwangerschaft kann insbesondere für die betroffene Frau einen heftigen Konflikt darstellen. Ein Kind bedeutet eine enorme Veränderung, kann momentan besser oder schlechter „ins Leben passen“. Möglicherweise fühlt sie sich dafür zu jung oder zu alt. Vielleicht ist eine Elternschaft in der persönlichen Lebensplanung nicht vorgesehen. Finanzielle und berufliche Gründe sprechen dagegen. Oder die Frau ist gesundheitlich nicht in der Lage, ein Kind auszutragen und aufzuziehen. Es kann auch sein, dass sie den Mann, von dem sie schwanger ist, gerade erst kennen gelernt hat, gar nicht mit ihm zusammenleben möchte oder sich von ihm getrennt hat. (Trennung und Scheidung)

Andererseits kann sie sich auch nicht vorstellen, ein Kind allein großzuziehen. Oft ist die Schwangere auch von ihrem Partner, ihrer Familie oder ihren Freunden enttäuscht; sie fühlt sich allein gelassen oder unter Druck gesetzt.

Bei der Entscheidung für oder gegen ein Kind sollte sich niemand drängen lassen. 

Die Frage – ja oder nein zum Kind – muss jede Frau für sich beantworten. Denn jede Alternative kann für sie weit reichende, auch seelische Folgen haben. Deshalb ist es wichtig, dass sich die Schwangere umgehend der Realität stellt und nach einer Antwort für sich sucht. Dabei kann sie sich Hilfe holen. Vielleicht hat sie verständnisvolle Eltern, Verwandte oder Freunde, denen sie sich anvertrauen kann. Auch eine anonyme Telefonberatung kann eine erste Anlaufstelle sein. (Notruf) Gleichzeitig ist es sehr wichtig, dass die Frau keine Zeit verliert und schon bald von der*dem Frauen*ärztin feststellen lässt, in welcher Schwangerschaftswoche sie ist. Denn die Entscheidung für oder gegen die Schwangerschaft muss sie innerhalb der ersten zwölf Wochen treffen, wenn sie sich die Möglichkeit eines Abbruchs offen halten will.

Möglichkeiten und Alternativen abwägen

Der*die Ärzt*in kann der Schwangeren auch Adressen von Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen nennen. Dort erhalten die betroffenen Frauen – und natürlich auch die dazugehörigen Männer – individuelle und kostenlose Hilfe, die für sie richtige Entscheidung zu finden und werden ausführlich über Möglichkeiten und Alternativen informiert: Wie kann die Frau Ausbildung, Beruf und Kind unter einen Hut bekommen? Welche finanzielle und praktische Unterstützung gibt es für Mutter und Kind? Gibt es Hilfe bei der Suche nach einer geeigneten Wohnung? Diese und andere Fragen kann die Schwangere mit den Beratern besprechen und entscheidet sich dann vielleicht doch dafür, das Kind auszutragen und aufzuziehen: Bis sie ihre Ausbildung beendet hat, wird sie das Kind zu Verwandten, Bekannten oder einer Pflegefamilie geben.

In der Beratungsstelle erfährt sie außerdem, dass sie auch die Möglichkeit hat, das Kind nach der Geburt in einer „Babyklappe“ straffrei abzugeben oder sich im Krankenhaus anonym entbinden zu lassen. Danach hat sie acht Wochen Zeit, ihren Säugling – der so lange zum Beispiel in einer Pflegefamilie lebt – zurückzunehmen. Entscheidet sie sich dann dagegen, wird das Kind zur Adoption freigegeben. Wenn die Frau diese Alternativen für sich ausschließt, so bleibt noch die Möglichkeit des Schwangerschaftsabbruchs. Die Beratungsstelle begleitet dann auch diesen Prozess.

Ungewollt schwanger!

Ab dem Moment, in dem eine Frau dies weiß, gehen ihr womöglich schreckliche Situationen durch den Kopf: Was wird alles passieren, wenn sie ihr „Geheimnis“ jemanden erzählt? Sie fühlt Angst, Verzweiflung, Wut und Scham. Diese Reaktion ist verständlich, und es gibt immer eine Lösung – wenn sich die Frau umgehend der Realität stellt und Hilfe annimmt.


Info


* Eine gute Soforthilfe finden Schwangere in Notsituationen zum Beispiel bei der Hotline „Findelbaby“: 0800 4560789. Die kostenfreie Nummer ist rund um die Uhr erreichbar.

* Eine andere Möglichkeit, sich anonym auszutauschen, bietet die Telefonseelsorge: www.telefonseelsorge.de. Hilfreich ist auch die Internetadresse von Pro-Familia: www.profamilia.de.

* Eine Übersicht der Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen in Mecklenburg-Vorpommern finden Sie auf http://www.familienbotschaft-mv.de